Blogbeitrag vom Verlag Wildrose
Verlag: Frau Solér, Ihr Roman beginnt mitten in der Nacht am 15. August 1248 auf der Baustelle des Kölner Doms. Wie kamen Sie auf dieses Jahr und den Prolog-Charakter Bruder Johannes?
Sofia: Die Grundsteinlegung des neuen Kölner Doms ist historisch auf das Jahr 1248 datiert – ein Wendepunkt für Architektur und Gesellschaft. Mich reizte besonders der Moment kurz vor der Zeremonie, wenn am Bau noch unzählige Geheimnisse und alte Mauern aus der Vorgängerkirche verborgen liegen. Bruder Johannes, den ich frei erfunden habe, verkörpert die Spannung zwischen dem, was bereits vergessen und dem, was noch unentdeckt ist. Ich wollte einen Augenblick einfangen, der selbst Jahrhunderten später noch nachhallt.
Verlag: Der Titel „Der Zeitenspiegel“ verweist auf ein geheimnisvolles Symbol, das im Buch eine zentrale Rolle spielt. Können Sie kurz erläutern, was hinter diesem Motiv steckt?
Sofia: Im Prolog beschreibt Bruder Johannes eine Truhe, in der sich neben geheimen Anweisungen auch ein rotes Buch mit einem Siegel verbirgt. Darauf ist ein einfaches Kreuz mit vier gekreuzten Kreisen– eben jener »Zeitenspiegel« – eingraviert. Er symbolisiert die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, und im Roman kann er – so die Legende – Augenblicke in anderen Zeiten spiegeln. Dieses Motiv erlaubt es, zwei Erzählstränge zu verknüpfen: das mittelalterliche Köln 1248 und das Köln des Jahres 2025.
Verlag: Im Roman wird dieses Symbol einen entscheidende Rolle spiele – existiert es wirklich und wo findet man es im Dom?
Sofia: Ja, dieses Zeichen findet sich im Kölner Dom auch heute noch an mindesten zwei verschiedenen Stellen. Es wird vielleicht oft übersehen – Leser*innen sollten am besten selbst einmal nach den gekreuzten Kreisen um ein einfaches Kreuz im Dom Ausschau halten! Mein Tipp: Auf dem Weg zur Krypta und bei einer Führung in den Fundamenten des Domes aufmerksam hinschauen.
Verlag: Im zweiten Teil begleiten wir Johanna im März 2025, die lebhafte Träume vom mittelalterlichen Bau erlebt. Was hat Sie zur Entscheidung für diese Doppelzeit inspiriert?
Sofia: Ich wollte zeigen, wie die Mauern und Geschichten einer Stadt über Jahrhunderte nachklingen. Johanna ist eine moderne Abiturientin, fasziniert von mittelalterlicher Philosophie, die in ihren Träumen mit Eleonoras Welt verschmilzt. So entsteht ein spannender Dialog zwischen den Epochen: Die Probleme, mit denen die Menschen damals rangeln, finden in heutigen Fragen – etwa nach wissenschaftlicher Ethik oder Geschichtsbewusstsein – eine erstaunliche Resonanz.
Verlag: Sie sprechen in Ihrem Roman auch geisteswissenschaftliche Fragestellungen an, etwa die Rolle von Glaube und Vernunft. Wie wichtig sind Ihnen solche Themen?
Sofia: Sehr wichtig. Gerade im Romanformat lassen sich philosophische und historische Fragen erzählerisch umsetzen: Wie formen unsere Lebensumstände unser Denken? Ist Vernunft die Antwort auf alle Fragen? Eleonora aus dem Mittelalter muss sich genauso diesen Fragen stellen, wie Johanna in der Jetztzeit. Johanna stößt auf Symbole, die Fragen der Wahrheit und Bewahrung aufwerfen. Leserinnen und Leser sollen nicht nur unterhalten werden, sondern angeregt, über Glauben, Wissenschaft und Verantwortung nachzudenken.
Verlag: Eine Frage an Herrn Sauer vom Wildrosen-Verlag, was war Ihre Motivation, »Der Zeitenspiegel« zu verlegen?
Verlagsleiter Herr Sauer: Wir suchen stets literarische Perlen, die historische Tiefe mit packender Gegenwart verbinden. Sofia Solérs Manuskript bestach durch seinen atmosphärischen Prolog und die kunstvolle Verflechtung zweier Zeiten. Zudem greift der Roman aktuelle Debatten – etwa um Ethik in Forschung und Verlust von Tradition – auf und macht sie über ein fiktives Abenteuer zugänglich. Kurzum: Ein Buch, das Herz und Verstand gleichermaßen anspricht.
Verlag: Wie war die Zusammenarbeit mit der Autorin, und welche Rolle spielte dabei die verlegerische Gestaltung?
H. Sauer: Sofias Text kam fast druckreif an. Unsere Lektorinnen haben gemeinsam mit ihr die Spannungskurve verfeinert und historische Details geprüft – etwa jene Prolog-Szenen auf der Baustelle oder die geschichtlichen Abläufe . Zugleich haben wir das Cover bewusst in gedeckten Farbtönen gehalten und ein raffinierte Spiegel-Sinnbild aus dem Buch aufgegriffen, um den geheimnisvollen Charakter des Romans zu unterstreichen.
Verlag: Frau Solér, haben Sie bereits Ideen für Ihr nächstes Projekt, vielleicht wieder mit historischen Bezügen?
Sofia: Definitiv! Der Zeitenspiegel ist noch nicht abgeschlossen. Was zunächst als einbändiger Roman geplant war, hat sich selbst zu einem größeren Projekt entwickelt. Die eigentlichen Abenteuer der beiden Protagonistinnen beginnen in Band 2 eine gefährliche Wendung zu nehmen. Welche Rolle spielen ihre Freunde und Widersacher. Sind sie das was sie scheinen oder ? … aber dazu bald mehr!
Vielen Dank an Sofia Solér und Herrn Sauer vom Wildrosen-Verlag für das aufschlussreiche Gespräch! Ich freue mich, wenn euch »Der Zeitenspiegel« ebenso fasziniert wie mich.

